Was ist gewaltfreie Kommunikation? ... Und wozu überhaupt?

Was ich in meinem Leben will, ist Einfühlsamkeit, ein Fluss zwischen mir und anderen, der aus gegenseitigem Geben von Herzen beruht. (M. Rosenberg)

Um gleich einem Vorurteil vorzubeugen: gewaltfreie Kommunikation bedeutet nicht, immer lieb und nett zu sein. Aus meinem Verständnis heraus geht es in erster Linie um eine innere Haltung, in der es Schuld, richtig, falsch und solche Dinge nicht gibt. So oft verletzen wir uns selbst und andere aus einer Einstellung heraus, jemand hätte etwas falsch gemacht. Was, wenn er nur nach seinen Möglichkeiten versucht hat für sich zu sorgengiraffe 3?

Das ist die Basis der gewaltfreien Kommunikation, den Blick nicht auf die oft destruktiven Auswirkungen des Handelns oder Denkens zu lenken sondern auf die zugrundeliegenden Gefühle und Bedürfnisse auf beiden Seiten. Mit einer sehr klaren Herangehensweise an die Sprache und das Formulieren von Beobachtungen und Bitten und einem weiten Feld für empathisches Begegnen verbindet die Methode In-Verbindung gehen (sowohl mit sich selbst als auch gegebenenfalls mit dem Konfliktpartner), Vergebung und Zielorientierung.

marshall-252x300Marshall B. Rosenberg (*1934  †2015), der Begründer der gewaltfreien Kommunikation hatte sich schon früh angesichts der Rassenkonflikte, mit denen er in seinem Heimatort Detroit konfrontiert war gefragt, was es Menschen möglich macht, auch in schwierigen Situationen mit ihrem einfühlsamen Wesen in Kontakt zu bleiben.

Beeinflusst durch das Studium neuer empathischer Psychotherapiemethoden (C. Rogers) und dem gewaltlosen Ansatz Gandhis entwickelte er die Methode der gewaltfreien Kommunikation als ein Mittel zur friedlichen Konfliktlösung, in der beide Parteien sich gesehen fühlen.

1984 gründete er in Texas das Center for nonviolent Communikation. (www.cnvc.org )

Rosenberg war in zahlreichen Krisengebieten unterwegs und rief Programme zur Förderung des Friedens ins Leben. Er arbeitete sowohl mit befeindeten Volksgruppen als auch mit Gangs, Gefangenen, mit Frauen und deren Vergewaltigern sowie mit „Otto Normalbürger“ auch. Die letzten Jahrzehnte seines Lebens war er viel auf Seminarreisen unterwegs.

Ein besonderes Anliegen Rosenbergs war die gewaltfreie „Erziehung“ der Kinder und er setzte sich für sogenannte „Giraffenschulen“ ein und reflektierte auch immer wieder sein Vatersein.

Sein Konzept wird inzwischen angewandt in Familien, Schulen, in Therapie, Psychotherapie und Beratung, Organisationen und Firmen und bei diplomatischen und geschäftlichen Verhandlungen sowie auch immer wieder in Krisengebieten und kriegerischen Konflikten.

Ich persönlich bin sehr dankbar auf diesem Weg zu gehen und die Gnade des „sich offenbaren zu können ohne bewertet zu werden“ immer wieder neu erfahren, lehren und verinnerlichen zu dürfen. Und dieses wunderbare Geschenk mit euch zu teilen. Zu sehen wie alte Konflikte heilen können, Menschen wieder mit sich selbst tief in Kontakt kommen und die Aha-Erlebnisse  mitzugenießen, wenn das „da ist keine Schuld“ tief erkannt wird.

Lektüre, die ich zum Einstieg empfehlen kann:

Marshall B. Rosenberg: Konflikte lösen durch gewaltfreie Kommunikation. Ein Gespräch mit Gabriele Seils. Freiburg i. Breisgau. Herder Verlag. 2004

Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens.. Junfermann, 6. veränd. Auflage 2007.

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